Reisen

Indonesien














Nach unzähligen Anrufen von Umri, Helga und Umris Frau und ständigen Fragen: "When do you come back to Sumatra?" und Einladungen: "Bring your whole family with you, we go to Bali all together..." habe ich mich wieder auf den Weg nach Indonesien gemacht. Aufgrund politischer Unwägbarkeiten war es Umri nicht gelungen ein Visum für Deutschland zu bekommen. So muss der Gegenbesuch also noch ein wenig warten. Auch diesmal haben wir uns nicht von lächerlichen Problemen wie die Ausrufung des Kriegszustandes in Aceh oder SARS abhalten lassen, unsere Reise nach Sumatra anzutreten.


21.Mai 2003

Um 15.15 Uhr verlässt unser Flieger das verregnete Frankfurt. Natürlich wählen wir die Airline, die schon mehrmals den Preis für die beste Economy Class bekommen hat. So wird unser Flug trotz der 20 Stunden, die wir unterwegs sind, recht angenehm. Unser Zwischenstop in Dubai beschert uns eine äußerst leckere Mezze. Nach einem weiteren Zwischenstop in Dakhar kommen wir endlich in K.L. an. Die Tatsache, dass bei jedem Passagier Fieber gemessen wird sorgt dafür, dass es ewig dauert, bis wir Helga endlich begrüßen können. Logischerweise hat Umri schon für unsere Tickets nach Medan gesorgt. Umri hat natürlich auch in Malaysia einen Fahrer, der uns in unser Hotel im Herzen der Stadt bringt. Nach einem typisch malaysischen Abendessen fallen wir total erschöpft in unsere Betten, und verzichten gerne auf die live Musik bei Starbucks, die Helga und Emmi sich noch reinziehen.


23.Mai 2003

Wir müssen saufrüh aufstehen, denn um 9.30 Uhr geht unser Flieger nach Medan. Am Flughafen trinken wir noch einen richtig guten Cappuccino - wohl unser letzter guter Kaffe für die nächsten zwei Wochen. In Medan angekommen werden wir an der langen Schlange in der Immigration Hall vorbeigewinkt, denn schließlich ziemt es sich für Gäste des Bürgermeisters nicht, sich irgendwo anzustellen. Natürlich müssen wir uns auch nicht um unser Gepäck kümmern. Dann bringt uns die bürgermeisterliche Kutsche nach Binjai ins Second House. Dort haben wir nach der obligatorischen Tasse Tee unser Zimmer bezogen. Aber viel Zeit zum Ausruhen blieb uns nicht, denn Umri ließ uns zu sich nach Medan kommen. Er empfing uns im Haus seines Freundes Ajib, einem Indonesier afghanischer Herkunft, der von sich selbst behauptet ein Taliban zu sein ("Just kidding"). Obwohl er ziemlich grimmig ausschaut, ist er doch ein ganz netter Kerl. Als Frank fragt, ob es in Binjai einen Barbershop gibt, greift er sofort zum Telefonhörer, um den Barbier in sein Haus zu bestellen. Vorher mussten wir uns jedoch das Museum von Ajibs Bruder ansehen. Dieser ist leidenschaftlicher Großwildjäger und scheint ein ziemlich selbstverliebter Kerl zu sein. Das Museum besteht hauptsächlich aus von ihm selbst erlegten, ausgestopften Tieren sowie Bildern, die ihn abwechselnd mit toten Tieren oder wichtigen Persönlichkeiten zeigen. Wir müssen ständig vor irgendwelchen Trophäen posieren und denken dabei nur an die armen Tiere, die für so einen Schwachsinn ihr Leben lassen mussten. Dann geht es mit der kompletten Mannschaft, eine Kolonne von drei oder vier Fahrzeugen, in eines der besten Restaurants der Stadt zum Lunchen. Umri kann sich erst zum Nachtisch zu uns gesellen, denn er hat im selben Restaurant ein Meeting mit ein paar ziemlich wichtig aussehenden Leuten. Als diese die Lokalität verlassen, stellen wir fest, dass jeder von ihnen eine Knarre in der Hosentasche hat. Wir müssen dann auch ganz schnell aufbrechen, denn Ajib erinnert uns daran, dass der Barbier noch immer in seinem Haus darauf wartet, Frank von seinem Bart befreien zu können. Während Frank also von dem Barbier ziemlich unsanft bearbeitet wird, findet im Haus fast unmerklich eine Geschlechtertrennung statt. Alle Männer ziehen sich auf die Terrasse zurück und beginnen, Karten zu spielen. Ich werde meiner Rolle als Frau gerecht und geselle mich zu den Hühnern, die im Wohnzimmer sitzen, Tee trinken und wild durcheinander gackern. Ajibs Frau, Lydia ist ganz cool drauf. Sie fährt voll auf Figo ab und ist ein totaler Filmfan. Selbst Frida kennt sie. Aber am liebsten schaut sie koreanische Filme. Ich stelle fest, dass ich in dieser Hinsicht voll die Bildungslücke habe. Zurück im Second House stellt uns Umri einen Kommandant der indonesischen Armee vor, der logischerweise Herrmann heißt. Während Frank ein Nickerchen macht, sitze ich mit Umri und Herrmann im Empfangszimmer, wir trinken Tee ( Was sonst?) und unterhalten uns über den Konflikt in Aceh. Herrmann lädt uns ein, seinen Armeestützpunkt zu besichtigen und mit ihm Schießübungen zu machen. Am Abend sitze ich mit Helga auf der Terrasse, wir genießen die durch einen heftigen Platzregen etwas abgekühlte Luft, trinken ein kühles Bier und reden über Gott und die Welt. Ich habe das Gefühl schon ein paar Wochen hier zu sein.



24.Mai 2003

Am nächsten Morgen stehen wir wieder ziemlich früh auf, denn eigentlich wollten wir um 9.00 Uhr nach Bukit Lawang aufbrechen. Zum Glück sind wir die ständige Planänderung schon gewohnt, so dass wir ganz gelassen die Zeit nutzen, Pläne für unseren weiteren Aufenthalt zu schmieden. Um 10 Uhr fährt Umri mit seinem niegelnagelneuen Jaguar vor. Allerdings hat er erst noch einen Termin mit den Paparazzis der "Medan Press". Dann fahren wir mit ihm ins Tandem House, seine Knarre liegt griffbereit in der Mittelkonsole. Gleich neben dem Tandem House lässt Umri gerade ein neues Haus mit einem großen Swimmingpool errichten. Stolz führt er uns auf der Baustelle herum. Nach der obligatorischen Tasse Tee geht es weiter ins Garden House, wo schon ein gedeckter Tisch auf uns wartet. Als Umri sieht, dass wir den Shrimps, die auf dem Tisch stehen nicht abgeneigt sind, greift er sofort zum Telefonhörer, und ein paar Minuten später taucht einer seiner Lakaien mit einer Platte voll Monstershrimps auf. Die Zeit bis zum 1 Uhr Gebet überbrückt Umri, indem er uns auf seinem Keyboard etwas vorspielt und dazu indonesische und phillipinische Volkslieder trällert. Nachdem Helga und Umri gebetet haben, machen wir uns endlich auf den Weg nach Bukit Lawang. Dort angekommen nehmen wir alle zusammen erst mal ein Bad im Bohorok River. Da Umri seinen gesellschaftlichen Pflichten nachkommen muss, reist er bereits eine Stunde nach seiner Ankunft wieder ab. Wir gehen erst mal zum Cottage, um dort die Partymöglichkeiten zu checken. Dort treffen wir Bu-Bu, der übrigens gar nicht Bu-Bu , sondern Itok heißt und machen mit ihm ein BBQ für den Abend und einen Trek für den nächsten Tag klar. Eigentlich sollte Umris Frau, Rini mit ihrem Gefolge gegen sieben Uhr auftauchen und etwas zum Grillen mitbringen. Um halb zehn rückt die Horde endlich an, und sie haben natürlich nichts zum Grillen dabei. Also machen sich Ivan und Itok auf , um ein paar Fische zu fangen. Nach kurzer Zeit brutzeln diese über dem offenen Feuer. Die Atmosphäre war supergenial. Alle haben sich den Fisch schmecken lassen und Patrick Swayze gab einen Elvis-Song nach dem anderen zum Besten. Alles in allem eine Nacht, wie man sie sich nicht schöner vorstellen könnte.



25. Mai 2003

Heute ist Trekking angesagt! Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die meisten unserer Begleiter absolute Weicheier sind, haben wir entschieden, den sogenannten Snailtrek zu machen. Man muss sich das so vorstellen: 15 Leute inklusive uns zwei Langnasen marschieren einen Weg entlang, den selbst eine Gruppe von Rentnern, die von der Schlafkrankheit befallen sind, locker bewältigt hätten. Unsere indonesischen Freunde jedoch tun bereits nach 10 Minuten so, als wenn sie einen stundenlangen Hardcore-Marsch hinter sich hätten. Hin und wieder schielt der ein oder andere verstohlen auf Frank in der Hoffnung, dass er eine Pause braucht (Pustekuchen). Neugierig und beeindruckt von der Natur lassen wir uns von Itok alles Mögliche zeigen, wir sehen Mimosen, Jasmin, Ananasstauden und jede Menge andere exotische Früchte und Pflanzen. Rechts von uns rauscht der Fluss und aus dem Dschungel um uns herum ertönen jede Menge exotische Geräusche. Nach etwa einer Stunde (unseren Freunden kommt es vor wie fünf Stunden) macht der Fluss eine scharfe Rechtsbiegung und an einem Hang erblicken wir ein provisorisch zusammengezimmertes Baumhaus. Unsere indonesischen Freunde sind von der "langen" Wanderung total entkräftet, aber trotz aller Erschöpfung gelingt es ihnen Unmengen von Essen in sich reinzuschieben. Wir nutzen die Zeit für ein erquickendes Bad im Fluss und werden gar nicht darüber fertig, wie gut es uns geht. Da Rini ihren gesellschaftlichen Pflichten in Binjai nachkommen muss, tritt die ganze Horde den Rückweg an, noch bevor wir unser Bad im Fluss beendet haben. Wir bleiben mit Helga und Itok zurück und genießen die Stille bei einer Tasse Tee. Auf dem Rückweg sehen wir Affen, die Orang Utans jedoch lassen sich heute nicht blicken. Zurück in Bukit Lawang wollen wir im ersten Losmen einkehren. Da wir uns nicht an der mittäglichen Fressorgie beteiligt haben, haben wir jetzt ganz schön Kohldampf. Allerdings sind die völlig erschöpften, halb verdurstet und verhungerten Weicheier Stunden vor uns eingefallen und haben sämtliche Vorräte vertilgt. Also ziehen wir weiter zum Cottage. Dort treffen wir Patrick, Gatip und ein paar andere und wir verabreden uns, mit ihnen unseren letzten Abend in Bukit Lawang zu verbringen. Itok organisiert für Frank eine Masseuse. Sie ist so an die 70 und hat einen Griff wie John Wayne. Er hat zwar teilweise einen ziemlich schmerzverzerrten Gesichtsausdruck, konnte jedoch während der Massage seine indonesischen Sprachkenntnisse wesentlich verbessern. Danach haben wir erst einmal ein Kaltgetränk zu uns genommen. Die umherhüpfenden Frösche haben sich weder von uns noch von den ständigen Stromausfällen stören lassen. Nach einem Spaziergang durch Down-Town B.L. sind wir bei Toni eingekehrt und es dauerte nicht lange bis sich Patrick, Gatip und ein paar andere Guides zu uns gesellten. Während Frank sich den Coconut Juice schmecken lässt und ich mir ein kühles Blondes genehmige, hauen sich unsere moslemischen Freunde eine Flasche Whiskey nach der anderen in die Birne (sie sind schließlich keine fanatischen Moslems). Dazu läuft den ganzen Abend UB40 und wir sind höchst zufrieden mit unserem Schicksal.



26.Mai 2003

Als Itok uns um 7.30 Uhr abholt, sieht er nicht mehr so frisch aus. Er ist mit ein paar anderen noch auf eine Hochzeitsparty gegangen, nachdem wir uns am Abend verabschiedet hatten und hat nicht eine Minute geschlafen. Aber darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen, denn heute wollen wir Orang Utans sehen. Nach ca. 20 min. Fußmarsch setzten wir mit einem Kanu auf die andere Seite des Flusses über. Kurze Zeit später sehen wir Johnny, der zwischen zwei Bäumen hängt und uns neugierig anschaut. Später beobachten wir Jarwo, Jack und April beim Frühstücken. Wir schießen ein paar Fotos von den Bewohnern des sumatrischen Dschungels und kehren auf dem Rückweg im Jungle Inn zum Frühstücken ein. Leider müssen wir uns jetzt von unseren Freunden in Bukit Lawang verabschieden. Die Guides haben es hier im Moment nicht sehr einfach. Auf Grund verschiedener Probleme, wie die Konflikte in Aceh, die Bombenanschläge auf Bali und SARS kommen kaum noch Touristen hierher, so dass die Guides die meiste Zeit nur rumhängen. Wir haben versprochen, in Kontakt zu bleiben und wenn wir das nächste Mal in Bukit Lawang sind, bleiben wir auf jeden Fall ein paar Tage länger. Oskar, unser Fahrer bringt uns zurück nach Binjai. Nachdem wir uns ein bisschen ausgeruht haben, fahren wir mit Helga nach Medan. Frank lässt sich maniküren + pediküren und ich streune mit Helga ein wenig durch die Mall. Wir müssen bald wieder nach Binjai zurück, denn Umri und Ajib, sowie die Gefolgschaften von beiden erwarten uns im Tandem House zum Dinner. Nach dem Essen ist Umris Lieblingsbeschäftigung - Karaoke angesagt. Wir bekommen ein Lied nach dem anderen vorgeträllert und am Ende des Abends bin ich perfekt im Pocho-Pocho Tanzen. Es gibt wie gewohnt eine Planänderung. Wir fliegen nicht heute oder morgen nach Jakarta, sondern erst am Mittwoch, denn der Arzt, den Frank dort besuchen soll, ist erst Mittwoch Abend da. So haben wir morgen noch Zeit für einen Ausflug nach Berastagi. Nach all dem Tee und Wasser auf der Karaoke-Party lassen wir den Abend bei einem eisgekühlten Bier auf der Terrasse des Second House ausklingen.



27.Mai 2003

Umri steht bereits um 8 Uhr wieder bei uns auf der Matte und möchte uns zu einer Reisparty abholen. Wir jedoch schlafen noch tief und fest und so muss er auf unsere Begleitung verzichten. Nachdem wir ausgeschlafen haben, fahren wir zusammen mit Oskar und Helga nach Berastagi, einer kleinen Stadt in den Bergen, wo Helgas Pateneltern wohnen. Adut freut sich total uns zu sehen. Frank ist von Aduts Idee, den Vulkan Sibayak zu bezwingen, begeistert. So quetschen wir uns also zu sechst in Aduts Geländewagen und fahren auf einer gefährlich steilen und sehr holprigen Straße (Straße ist eine maßlose Übertreibung) so weit wie möglich an den Krater heran. Von hier aus ist es nur noch etwa eine Stunde bis zum Gipfel. Die letzten Höhenmeter sind mit ein wenig Krakselei verbunden, aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Vom Gipfel, auf ca. 2.300m haben wir eine wunderbare Aussicht auf die uns umgebenden Berge und auf Berastagi. Meine Füße brauchten jetzt erst mal eine kleine Auszeit, denn ich hatte Mary beim Aufstieg meine Schuhe gegeben. Wir machen uns alle große Sorgen um Mary. Sie ist vor etwa einem Monat in einem Supermarkt in Ohnmacht gefallen und konnte sich danach an nichts mehr erinnern, noch nicht mal an ihre Eltern. Sie hat zwar ihr Erinnerungsvermögen weitgehend wiederbekommen, benimmt sich aber jetzt wie ein Kleinkind. Sie redet ständig von Jesus und verhält sich total seltsam. Helga ist ziemlich geschockt. Auf dem Weg zum Gipfel haben wir Henrik aus Schweden getroffen. Ich habe gleich mal ein bisschen Werbung für Itok gemacht, denn Henrik will in ein paar Tagen nach Bukit Lawang. Die Luft auf dem Gipfel ist erfüllt von starkem Schwefelgeruch. Um uns herum zischt und brodelt es aus den Gesteinsspalten. Überall sind gelbe Schwefelablagerungen. Frank hat ein wenig Bedenken, wegen des steilen Abstiegs, aber mit Oskars und meiner Hilfe klappt es besser als gedacht. Unterwegs schnabulieren wir noch ein paar Himbeeren, die hier übrigens orange statt rot sind. Es fällt uns schwer, den Blick von dem von uns gemeisterten Gipfel loszureißen. Dann geht es auf der Huckelpiste, die eher an ein ausgetrocknetes Flussbett erinnert, zurück ins Tal. Auf dem Rückweg machen wir Halt an den Heißen Quellen am Fuße des Sibayak. Wir lassen unsere geschundenen Knochen in das heiße, schwefelhaltige Wasser gleiten und genießen den extremen Wohlfühlfaktor der Situation, während hinter dem Gipfel des Sibayak die Sonne untergeht. Um uns für den schönen Tag zu bedanken, laden wir Adut und die anderen zum Abendessen ein. Hier ist die Welt übrigens noch in Ordnung, das komplette Abendessen für fünf Personen hat uns knapp 5 Euro gekostet. Auf der Heimfahrt schnarchen wir Oskar die Ohren voll und als wir in Binjai ankommen, fallen wir erschöpft in die Betten.



28.Mai 2003 Zum Glück gibt es keine weitere Planänderung und wir fliegen heute nach Jakarta. Am Flughafen treffen wir Ajib, der uns begleitet. Zusammen mit Umri und Ajib sitzen wir ganz vorne in der ersten Reihe der Business Class, comme il faut sozusagen. Auch bei der Wahl des Hotels hat Umri sich nicht lumpen lassen. Laut meinem Lonely Planet, der jetzt auch schon drei Jahre alt ist, kostet das billigste Zimmer im Sahid Jaya 150 USD. Zusammen mit Umri, Ajib und ein paar Regierungsmitgliedern warten wir in Umris Suite auf Dr. Gembong. Dieser ist in Indonesien ein sehr berühmter Medizinmann. Er stellt seine Diagnose nur durch Abtasten von Franks Mittelfinger und gibt ihm allerlei bunte Pillen. Wir sind natürlich ein wenig skeptisch, aber einen Versuch ist es wert. Die Anderen vertrauen 1000prozentig auf die Heilkräfte von Dr. Gembong. Einige der Regierungsmitglieder haben Fotos von kranken Familienangehörigen mitgebracht und lassen sich von ihm die entsprechende Medizin geben, die ihre Lieben wieder gesund machen soll. Auch Helga bekommt ein paar Pillen, denn Dr. Gembong hat bei ihr eine Zyste in der Gebärmutter diagnostiziert - nur durch Berührung ihres Mittelfingers. Alle sind Frank sehr dankbar, denn durch ihn sind sie zu einer Audienz beim großen Dr. Gembong gekommen. Danach sind wir alle zusammen zum Essen in den Club Star Fish Market gefahren. Im Prinzip ähnlich dem Sea Food Market Restaurant in Bangkok, nur dass sich die Shopping Area in einem anderen Raum befindet. An unserem Tisch sitzt der Chef der Bundespolizei, eine sehr berühmte indonesische Sängerin und ein paar andere wichtige Persönlichkeiten, deren Titel wir uns leider nicht gemerkt haben. Danach haben wir uns noch ein bisschen Live Musik in der Bar reingezogen. Da Umri jedoch Musik nur mag, wenn er sie selbst singt und noch dazu todmüde ist, brechen wir nach einer Weile bereits wieder auf.



29.Mai 2003

Nach dem Frühstück - das übrigens äußerst lecker war (es gab sogar Sushi)- sitzen wir noch eine Weile dumm in Umris Suite herum. Ständig kommen irgendwelche Hühner rein, die Umri hallo sagen wollen. Zwei davon nimmt er dann später mit nach Medan. Schließlich muss er unsere und Helgas Gesellschaft irgendwie kompensieren. Dann machen wir uns endlich auf den Weg zum Flughafen. Natürlich ist unser Flug nach Denpasar wieder ein Businessclass-Flug. Ajib hat es gut mit uns gemeint und uns in einem Luxusbunker untergebracht. Er konnte ja nicht ahnen, dass uns eine Hütte am Strand fernab der Shopping-Meilen viel lieber gewesen wäre. Nach unserer Ankunft checken wir erst mal die Wassertemperatur und sind mit dem Ergebnis höchst zufrieden. Nach einem äußerst leckeren thailändischen Rindfleischsalat entdecke ich tatsächlich eine Bar in der das Champions League Finale übertragen wird. Wenn Juve jetzt noch gegen AC gewonnen hätte, wäre der Abend perfekt gewesen. Aber man kann ja nicht alles haben.



30.Mai 2003

Ajib hat dafür gesorgt, dass uns auch hier ein Fahrer zur Verfügung steht. Als Erstes wünschen wir uns eine richtig schöne Beach. Gedee (ein typisch balinesischer Name, der zum Ausdruck bringt, dass unser Fahrer nicht wirklich schlank ist), bringt uns nach Jimbaran, einem sehr schönen und vor allem menschenleeren Strand mit supergenialen Wellen. Damit auch der kulturelle Teil nicht zu kurz kommt, ziehen wir uns nach dem Baden den Tempel Ulu Watu rein. Zum Lunchen fahren wir in ein nettes, kleines Open Air Restaurant an einem beliebten Surf Spot, von dem aus wir einen phantastischen Blick aufs Meer haben. Nachdem wir dann die Straßen von Kuta noch ein wenig unsicher gemacht haben, lassen wir den Abend mit einer kühlen Hopfenschale ausklingen. Frank geht der Gruppenzwang ein wenig auf die Nerven, so beschließt er, am nächsten Tag auf unsere charmante Begleitung zu verzichten.



31.Mai 2003

Während Frank also noch tief und fest schläft, machen wir uns auf den Weg nach Sukawati zum Shoppen. Helga und Dedek verfallen in einen regelrechten Shoprausch, was auch den beiden Reportern des balinesischen Fernsehens nicht entgeht, die gerade eine Reportage für die Abendnachrichten drehen. Dies ist der Beginn unserer Karriere als Fernsehstars. Helga freundet sich gleich mit den beiden an und es werden Telefonnummern getauscht. Auf dem Weg nach Ubud besuchen wir noch einen Vogelpark. Die Tatsache, dass die Zahl der westlichen Touristen , die nach Bali kommen, nach dem Bombenanschlag im letzten Jahr dramatisch zurückgegangen ist, sorgt dafür, dass wir den Park fast für uns alleine haben. Nachdem wir noch ein wenig durch das Künstlerörtchen Ubud geschlendert sind, machen wir uns auf den Rückweg, denn wir müssen ja pünktlich zu den 19 Uhr Nachrichten im Hotel zurück sein, damit wir unseren Fernsehauftritt nicht verpassen. Frank hat unseren großen Auftritt leider verpasst, denn er war gerade selbst zum Shoppen unterwegs. Er hatte so lange geschlafen, dass er erst um 15 Uhr das Hotel verlassen hat und ist dann zum Barbier gegangen. Anschließend hat er sich noch ein feines Mahl beim Inder gegönnt. Jetzt ist erst mal Party angesagt, schließlich ist heute Samstag. Eigentlich wollen wir Live Musik hören, landen dann aber doch in einer Disko. Diese hat die Form eines riesigen Schiffes und heißt bezeichnenderweise Bounty. Helga entpuppt sich als totale Party-Queen, sie flirtet auf Teufel komm raus und wenn ich nicht gegen 4 Uhr leichte Müdigkeitserscheinungen gezeigt hätte, hätte sie wahrscheinlich die Nacht durchgetanzt. Ihr Reporter, mit dem sie den ganzen Abend regen SMS-Verkehr hatte, ist jedoch nicht mehr aufgetaucht. Aber kein Problem. Helga findet ganz schnell jede Menge neue Freunde.



1.Juni 2003

Am Morgen haben wir leichte Anlaufschwierigkeiten und wir schaffen es gerade so noch, etwas vom Frühstück abzugreifen. Dann ist erst mal wieder ein wenig Kultur angesagt. Wir fahren zum Tempel Tanah Lot, der mitten im Meer auf einem Felsen thront und nur bei Ebbe zu erreichen ist. Wir waten durch knietiefes Wasser und werden am Fuße des Tempels von einem Hindi Priester gesegnet. Vor der Zeremonie mussten wir uns mit heiligem Wasser waschen. Sind wir jetzt heilig? Jetzt wollen wir aber endlich noch mal schwimmen und ein wenig am Strand abhängen. Helga und Dedek haben furchtbare Angst vor der Sonne, so setzten sie uns an einem Strand ab und fahren zurück zum Hotel. Nach all der Action tut ein bisschen Chillen jetzt richtig gut. Am Abend sitzen wir dann in einem netten Restaurant am Strand, lassen uns den Sand durch die Füße rieseln und schauen zu, wie die Sonne im Meer versinkt. Während Helga und Dedek noch durch die Clubs tingeln, schauen wir uns dass Rennen in Monaco an und dann müssen wir packen, denn morgen geht es zurück nach Medan.



2.Juni 2003

Helga und Dedek sehen heute morgen ziemlich zerknittert aus, aber das Leben ist schließlich kein Ponyhof und sie hatten richtig Fun letzte Nacht. Die Leute hier scheinen richtig große Schwierigkeiten mit unseren Namen zu haben, also checken wir als Mrs Fegi und Mr Feng bzw. Peng ein. Vom Flieger aus werfen wir noch mal einen traurigen Blick auf den Strand von Jimbaran, hier hätten wir es noch ein paar Tage ausgehalten. Abends in Binjai gibt es dann noch eine kleine Abschiedsveranstaltung im Garden House. Umri geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach, dem Trällern von Herzschmerzsongs und wir freuen uns , alle vor unserer Abreise noch mal wiederzusehen. Umri wird voraussichtlich am 18. September mit ein paar seiner Regierungsmitglieder nach Amsterdam fliegen. Er hat versprochen, Helga mitzubringen, vielleicht klappt es dann endlich mal mit dem Gegenbesuch.



3.Juni 2003

Vor unserem Abflug nach Penang haben wir noch eine Menge zu erledigen. Zuerst statten wir Umri einen Besuch in seinem bürgermeisterlichen Büro ab. Er sitzt an seinem riesigen Schreibtisch umgeben von jeder Menge Preisen und Urkunden sowie Monitoren, die die Bilder der vielen Überwachungskameras in Binjai übertragen. Schließlich muss er ja immer darüber informiert sein, was in "seiner" Stadt so vorgeht. Die Tür zu seinem Büro ist von außen verspiegelt, so dass er zwar die Leute draußen beobachten kann, er jedoch unbeobachtet bleibt. Wir fahren danach noch schnell im ersten Haus vorbei, um uns von Rini zu verabschieden. Sie drückt uns einen ganzen Koffer voller Geschenke als Erinnerung an Binjai in die Hand. Schade, dass sie uns nicht nach Penang begleiten kann. Dann müssen wir uns aber mächtig beeilen. Unser Flug geht in 40 Minuten und wir müssen vorher noch unsere Bilder abholen. Wir rasen in einem Affentempo nach Medan. Pünktlich um 10.11 Uhr kommen wir am Flughafen an - um 10.15 Uhr geht unser Flieger. Umris Leute hatten natürlich alles schon für uns erledigt- Departure Tax bezahlt, eingecheckt usw. so dass wir nur noch durchgehen müssen. Dabei war ich mir so sicher, dass wir diesen Flug verpassen würden. In Penang angekommen, werden wir von Sultan, einer von Umris Leuten, der irgendwie aussieht wie Aduts Frau, abgeholt. Er bringt uns ins City Bay View Hotel, das leider nicht am Strand liegt, sondern mitten in der Stadt. Ich habe mir irgendeine Magen-Darm- Geschichte zugezogen und verzichte deshalb auf den Lunch beim Thailänder mit den anderen, und lege mich stattdessen ein Stündchen an den Pool. Am Abend checken wir, was in der Stadt so geht. Leider geht es mir immer noch nicht besser, so fällt auch das Abendessen für mich aus. Es wird eine ziemlich anstrengende Nacht. Warum hat eigentlich noch niemand ein Klo mit eingebauter Kotzvorrichtung erfunden?



4.Juni 2003

Während die Mädels shoppen gehen, ziehe ich es vor, mich nicht allzu weit von der nächsten Toilette wegzubewegen. Nur vom Hörensagen erfahre ich, dass das Mittagessen sehr lecker war. Am nachmittäglichen Ausflug zum Strand beteilige ich mich dann doch, denn schließlich kann ich unseren letzten Tag nicht komplett im Hotel verbringen. Wir bedauern, dass wir kein Hotel hier am Strand genommen haben, aber zumindest können wir hier zum letzten Mal unsere Füße im lauwarmen Wasser baden. Der Strand erinnert mich ein wenig an Thailand, mit den riesigen rundgewaschenen Felsbrocken. Da wir schon ausgecheckt haben, fällt schwimmen leider aus. Umri ist sehr besorgt und ruft im Stundentakt an, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Dann rückt die Stunde des Abschieds näher. Von Rati und Pamela verabschieden wir uns schon im Hotel, damit wir nicht mit zwei Taxen zum Flughafen fahren müssen. Helga und Cinta (Barbie oder Babi?) begleiten uns und wir trinken noch einen Café Latte zusammen. Helga hat Tränen in den Augen und auch wir haben einen Kloß im Hals. Noch eine letzte Umarmung und dann steigen wir in unseren Flieger nach K.L. - übrigens war dies das einzige Ticket, das wir selbst bezahlen durften (ungefähr 75 Euro für beide). In K.L. rette ich mich wieder von einer Toilette zur nächsten. Immodium Akut hat sich als ziemlich nutzlos erwiesen, und an Essen ist natürlich nicht zu denken. Helga, die Liebe hatte uns noch 100 Ringit zugesteckt, damit wir uns in K.L. was zu essen kaufen können. Aufgrund mangelnden Hungers setzen wir diese jetzt lieber in Kippen um. Zum Glück hatte Ralph uns ein Abholkommando organisiert, so dass wir nach dem langen Flug nicht mit dem Zug fahren mussten.


Eine Cubareise...















In den Sommerferien ´02 machten Papa und ich uns auf den Weg nach Cuba ( Holgoin ). Für mich war es, auch wenn es etwas kurios klingt, die Gelegenheit, meinen Papa besser kennenzulernen. Ich habe ihn ja nicht so oft gesehen, da er seit ´95 in Eisenach wohnt und ich in Aschaffenburg. Die Reise in dem engen und unbequemen Flieger nach Cuba dauerte quälende neun Stunden. In Holgoin angekommen wurden wir von dem wundervollen, karibischen Flair belohnt. Unser erster Anlaufpunkt war die Innenstadt von Holgoin, wo wir nach unserer Unterkunft, einer Casa Particular suchten. Diese Casa Particulares sind eigentlich ganz normale Haushalte in Cuba, die im Unterschied zu anderen, Zimmer vermieten dürfen. So hat man natürlich die Möglichkeit am Familien-und Alltagsleben der Cubaner teilzunehmen. Obwohl wir erst noch den Jet-Lack zu überwinden hatten, ließen wir es uns nicht nehmen, jeweils einen riesigen Lobster zu verspeisen. Nach dem ausgiebigen Essen, von dem die Hälfte übrig geblieben ist, fielen wir erschöpft in unsere Betten. In den nächsten Tagen erkundeten wir mit Jese, einem jungen Mann, den wir bei unserer Familie kennenlernten, erst einmal die Stadt. An jeder Ecke gab es leckeren frisch gepressten Zuckerrohrsaft, den wir literweise in uns hineinpumpten. Nach drei Tagen verließen wir mit dem Bus Holgoin in Richtung Santiago de Cuba. Es war eine halsbrecherische Fahrt durch das landschaftlich sehr schöne cubanische Hochland mit endlosen Serpentinen. Die vielen Kurven hatten ihre Wirkung. Nach einigen Stunden Fahrt musste ich den Fahrer bitten anzuhalten, denn sonst hätte ich den ganzen Bus vollgereiert. Aber anderen Fahrgästen ging es genauso. Eine junge Cubanerin hätte meinem Vater fast in den Nacken gekotzt, wenn ich ihn nicht rechtzeitig gewarnt hätte. Zu unserem Bedauern verpassten wir um Haaresbreite den berühmten Karneval in Santiago. Trotzdem war es schön, da uns die Tochter unserer Gastgeberin ( ein sehr hübsches cubanisches Girl ) das Nachtleben von Santiago de Cuba näher brachte. Zwei Tage später machten wir uns mit dem Bus auf nach Baracoa. Baracoa ist eine schöne Kleinstadt im äußersten Osten von Cuba und wird überwiegend von Schwarzen bewohnt. In unserer neuen Herberge lernten wir einen netten, blonden, schwulen Cubaner kennen, welcher die deutsche Sprache gut beherrschte. Baracoa war schon ein Erlebnis der besonderen Art, wie die folgende Geschichte beweist.
















Ein oder zwei Tage nach der Ankunft in Baracoa wollten Papa und ich mal am Strand relaxen, doch wir wurden von zwei Cubanern abgefangen. Die zwei Kerle wollten uns irgendetwas auf Spanisch vermitteln, doch wir zwei Sprachgenies verstanden natürlich nur Bahnhof. Also brachten sie uns zu ihrem Boss, der Englisch konnte. Er fragte uns ob wir auf eine 45 minütige Dschungeltour Lust hätten. Wir zwei standen mit unseren steigeisenfesten Wanderbadelatschen da und waren natürlich voll happy. "45 Minuten, das geht schon." Dann gings los. Die zwei von vorhin gingen voraus und die Macheten in ihren Händen blitzten bedrohlich in der Sonne. Wir zwei trotteten mit gemischten Gefühlen hinterdrein. Da hatte ich schon ein mulmiges Gefühl, die Kerle hatten ´ne Machete, und wir? Naja, nach einer halben Stunde war eine kurze Rast unter einer Palme angesagt, die Guides pflückten uns Kokosnüsse und wir schlürften gierig die leckere Milch. Als sich die ersten Blasen an meinen Füssen zu bilden begannen, fragte ich sie, wie lange es noch dauern würde. Fünf Minuten hieß es. Nach endloser Kletterei über scharfkantige Felsen und hartem Marsch durch den Dschungel erreichten wir eine versteckte Grotte. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl als unsere Körper in das glasklare, kühle Wasser eintauchten. Schon deshalb hat sich der anstrengende Marsch gelohnt. Das kühle Nass hat unsere Lebensgeister wieder erweckt, nun ging es weiter durch eine atemberaubende Landschaft. Nach einer Weile fragte ich die Guides wieder, wie lange es noch dauern würde und sie sagten, kaum zu glauben, fünf Minuten. Langsam hatte ich das Gefühl, "only five minutes" war das einzige was die auf Englisch sagen konnten. Während der Tour erreichten wir noch eine weitere Grotte und genossen noch viel Kokosnussmilch, aber unsere Steigeisen waren schon ziemlich abgelatscht und die Füsse taten weh, Papa ließ sich natürlich nichts anmerken. Am späten Nachmittag, also fünf Stunden nachdem wir gestartet waren, beendeten wir unsere Tour. Völlig erschöpft ließen wir uns wenig später in unsere Betten fallen. Am Abend bat uns unsere Gastgeberin zu Tisch damit wir zu Abend essen, aber Papa und ich winkten ständig ab, weil wir so in unsere Bücher vertieft waren. Mein Papa hatte mir das Buch "Der Alchimist" von Paulo Coelho empfohlen und es war so spannend, dass ich gar nicht mehr essen wollte. Schließlich haben wir dann doch schnell etwas gegessen und danach habe ich weiter gelesen. Ich bin total begeistert von dem Buch. Am nächsten Abend sind wir in eine Bar gegangen. Nach kurzer Zeit wurden wir dann plötzlich gebeten auf die Bühne zu gehen und zu singen. Papa hat sich natürlich clever aus der Affäre gezogen und ich musste zusammen mit ein paar anderen auf der Bühne verschiedenste Lieder zum Besten geben. Dort habe ich zufällig ein paar Ringer kennengelernt, beide Seiten waren natürlich völlig aus dem Häuschen, einen Ringer aus einem anderen Land kennenzulernen. Am letzten Tag in Baracoa stand nochmal eine kleine Dschungeltour auf dem Progamm. Wir wanderten im wahrsten Sinne über Stock und Stein und badeten in einem kleinen Flüsschen mitten im Dschungel. Baracoa ließen wir nun hinter uns und weiter ging es mit einer Ruine von Auto in Richtung Banes. Die einzige Strasse, die von Baracoa nach Banes führte, erinnerte eher an ein ausgetrocknetes Flussbett als an eine Hauptverkehrsstrasse. Monströse Schlaglöcher, vom Regen ausgewaschene, tiefe Rinnen und riesige Felsbrocken machten uns das Weiterkommen nicht gerade einfach. Es kam wie es kommen musste, nach einigen Kilometern brach die Vorderachse von unserem Gefährt. Einsam und verlassen saßen wir nun mitten im Urwald fest und wussten nicht, wie es weiter gehen sollte. Die Karre hatte vollkommen den Geist aufgegeben und ein Laden mit neuen Vorderachsen war nicht in Sicht. Plötzlich näherte sich ein Jeep und mehrere Bewaffnete, Uniformierte stiegen aus. Sie verlangten unsere Papiere und redeten aggressiv auf den Fahrer ein. Der hatte die Schnauze voll, ein kaputtes Auto, kein Geld und die Bullen am Arsch. Wir nehmen an, dass der arme Mann noch eine saftige Geldstrafe berappen musste. Zähneknirschend machten wir uns zu Fuss wieder in Richtung Baracoa.


Wir hatten Glück, denn ein vollbesetzter alter amerikanischer Straßenkreuzer hielt an. In dem Wagen waren bereits 16 Personen und wir zwängten uns mit unserem Gepäck noch dazu, und ab gings wieder zum Ausgangspunkt. Total genervt beschlossen wir nun ein legales Taxi zu nehmen. Der Spass kostete uns 120 Dollar, aber am Abend erreichten wir endlich unser Ziel. Unser Fahrer brachte uns wiederum zu einer Casa P., es war die einzige, die weit und breit zur Verfügung stand. Dort lernten wir den sehr sympatischen, glatzköpfigen Canadier Ross kennen. Der alte Lustmolch ist ziemlich oft auf Cuba, weil er hier ein Mädchen hat, dass er heiraten möchte. Ross hatte bei unserer Ankunft gerade die Spendierhosen an, er hatte eine Sau gekauft, welche im Moment unserer Ankunft auf dem Hinterhof des Hauses geschlachtet wurde. Alle waren sehr neugierig und wir wurden mit Fragen bombardiert. Zu später Stunde war das Haus dann voll mit Leuten. Alle aßen Schweinebraten und tranken Rum. Diese anheimelnde,cubanische Musik lief und verlieh diesem Abend einen unvergesslichen Zauber. Carla,ein hübsches,cubanisches Mädchen versuchte mir das Salsatanzen beizubringen. Der Erfolg war mäßig,aber es machte riesigen Spass. Ross war durch seine häufige Anwesenheit in Cuba bekannt wie ein bunter Hund und hatte dadurch überall Freunde und Bekannte. Er erklärte uns, dass sein Freund Jose Geburtstag hätte und eine Party angesagt wäre. Coole Sache, also wieder auf nach Holgoin zu Jose´s Geburtstagsparty. Wieder erwartete uns eine sehr nette Großfamilie ( vier Generationen unter einem Dach ). Wir wurden aufgenommen wie alte Bekannte und genossen die Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wurde. Am Abend saßen wir dann alle zusammen auf der Terasse, schlürften gemütlich das Nationalgetränk Rum, und unterhielten uns über Gott und die Welt. Es war ein toller Abend, der uns unvergesslich bleiben wird. Zu Jose haben wir heute noch regen Kontakt per e-mail. Die letzte Station unserer Reise sollte Gibara werden. Ross,Katja,Jose und Carla brachten uns in das verschlafene Städtchen am Meer. Wir wohnten zusammen mit unseren neuen Gastgebern Ramon und Rosi in einem geräumigen Haus mitten im Ort. Am Tag darauf borgten wir uns Ramon´s Schnorchelausrüstung. Mit einem Fischerboot setzten wir auf eine kleine,abgelegene Insel über. Auf diesem Island waren wir, bis auf eine Hand voll Einheimischer, allein. Eine Familie, die etwas abseits von uns Siesta hielt, winkte uns heran und hielt uns gleich die Rumpulle entgegen. Eines muss an dieser Stelle mal gesagt werden, die Cubaner sind die gastfreundlichsten, aufgeschlossensten und sympathischsten Leute,die man sich vorstellen kann. Leider hatten wir nur eine Schnorchelausrüstung und so wechselten wir uns ab,die karibische Unterwasserwelt zu erforschen. Fast den ganzen Tag verbrachten wir im Wasser. Die Krönung war, dass wir mehrere große Meeresschnecken ( man nennt sie auf Cuba King Kong, 50 Dollar das Stück ) fanden. Am Abend fand auf dem Marktplatz eine Fiesta statt. Die Plaza war voller Menschen und die Stimmung war bombastisch. Auf einer Bühne boten professionelle Solisten und Ensembles von Tänzern eine einmalige Show. Die Nacht war erfüllt von cubanischen Rhythmen, dem Jauchzen des Publikums und einer leichten Brise wie von Seide, die vom Meer her wehte. Alte Frauen, kleine Kinder, junge Mädchen,einfach alle ließen die Hüften kreisen und bewegten sich hingebungsvoll im Tanze. Die letzte Nacht auf Cuba war angebrochen. Schweigsam und etwas traurig saßen wir nebeneinander in zwei Liegestühlen und schauten in die Sterne. Hin und wieder hörte ich meinen Vater an seinem Mochito schlürfen. ( Das Lieblingsgetränk von Ernest Hemmingway ) Mit einem Feuerwerk von Sternschnuppen verabschiedete sich Cuba´s Himmel von uns...


Benni und Frank